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"Über Sprache, Hörspiele, Kunst, Wein, Politik, Poesie, Fußball und F*cken"

Inzwischen sind vier Folgen der Hörspielserie "Caine" aus dem Hause Lausch erschienen, zwei weitere sind angekündigt. Schon die ersten Folgen wussten zu begeistern und es stand die Hoffnung im Raum, dass dieses hohe Niveau gehalten werden würde. Meines Erachtens hat dies gut funktioniert und die neuen Folgen werden die Fans begeistern. Wir nutzen die Chance und stellen Labelchef Günter Merlau ein paar Fragen. (mb)
 

Michael Brinkschulte (Hörspiegel): Betrachtet man die von Ihnen übernommen Aufgaben im Rahmen der Produktion, die im Booklet verzeichnet sind, stellt man fest, dass Sie sich neben der Drehbucharbeit auch für Regie, Artwork, etc. verantwortlich zeigen. Wie kam es dazu, dass Sie so vielfältige Aufgaben übernommen haben?

Günter Merlau (Lausch): Ein Kontrollfreak zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass er alles kontrollieren, sondern auch alles selbst machen muß;-) Im Ernst: Ich hatte bei der Entwicklung des Programms von LAUSCH sehr genaue Vorstellung davon, wie alles klingen, hören, riechen und schmecken sollte.
Mein recht unorthodoxes Leben brachte sehr viele unterschiedliche Aufgaben mit sich, die ich alle bei LAUSCH einsetze. Die ersten Entwürfe, die wir von „professionellen“ Designern zu CAINE bekommen haben, liegen immer noch in unseren Schubladen, sie haben einfach nicht das ausgedrückt, was CAINE ist. Eine moderne, harte, tiefragende und phantastische neue Hörspielserie für Erwachsene. So habe ich schließlich die Cover selbst gemacht. Die Drehbücher und Produktion hatte ich ja bisher sowieso eigenhändig verbrochen, mittlerweile helfen mir unsere „boys“ beim Schnitt und beim Sounddesign der immerhin über 14 Hörspiele, die dieses Jahr von uns produziert werden. Danke an Udo, Fred und Jens! CAINE_04 habe ich übrigens zusammen mit Gerry Streberg geschrieben, der auch schon für die Gespenster-Krimis tätig war.

Die einzelnen Folgen zeichnen sich durch ausgeklügelte Spannungsbögen aus. Es ist allerdings für den Hörer nicht einfach sich in das Geschehen der Hörspielfolgen hineinzudenken, da zu Beginn keine Zusammenfassung des bisherigen Plots zu finden ist. Wird dadurch nicht verhindert, dass neue Hörer auch mit späteren Folgen dazu kommen können?

Das kann sein. Eine Serie ist aber nun mal eine Serie, die man von Anfang an hören sollte. Keiner käme auf die Idee, sich nur jede 2. Folge von 24 anzugucken, allerdings gibt es da immer eine sehr gute Zusammenfassung...mhm...ich denke noch mal darüber nach... Unsere Serien CAINE, Die schwarze Sonne und Drizzt sind Gesamtkunstwerke, die sich entwickeln, die einen klaren Anfang und ein klares Ende finden werden, noch ist genug Zeit, sich in alle Serien einzufinden!

„Caine“ zeichnet sich als Serie mit hervorragender Sprecherauswahl aus. Eine solche Stimmvielfalt zeigt Qualität. Wie kam es zur Rollenverteilung und Sprecherauswahl? War es schwierig die einzelnen Sprecher für das Projekt zu gewinnen?

Ich musste schon sehr grob werden und drohen, bevor Torsten Michaelis endlich zugesagt hat.
Im Ernst: Torsten hat uns von Anfang an unterstützt, ich glaube zunächst hat er uns noch für sympathische Spinner gehalten, später dann für Größenwahnsinnige, jetzt hält er uns glaube ich für Leute, die den Großen in den Arsch treten...werden...oder schon tun? Alle anderen Sprecher haben wir mit guten Dialogen und interessanten Rollen und verantwortungsvollem Umgang mit ihren Talenten „locken“ können. Außerdem haben sie Geld von uns gekriegt;-)

Bei genauerem Studium der Cover stellt man fest, dass sich die Altersempfehlung der einzelnen Folgen immer wieder verändert. Von anfänglich 16 Jahren über 14 Jahren bis 15 Jahren bei Folge 4. Warum wird hier so variiert?

Ich entscheide mich immer wieder anders. Ich denke dann so an meine Jugend und das, was ich so mit 15 Jahren getrieben habe. Das ist teilweise so haarsträubend, dass ich CAINE auf 12 heruntersetzen wollte, dann sehe ich meine 11-jährige Tochter und denke, CAINE muß auf 16, ich sehe aus dem Fenster und sehe 13-jährige kiffen, oder mit Messern vor ihren abgezogenen Opfern hantieren...CAINE ab 14? Was Jugendliche heutzutage an Inhalten sehen, erleben oder praktizieren ist doch sehr verschieden, zu dem, was vor 20 Jahren angesagt war. Ab wann CAINE zu empfehlen ist müsste ich eigentlich mit ab Anfang/Mitte 20 beantworten, nicht nur wegen der Härten, sondern auch wegen der teilweise komplexen Schnitte Struktruren.

Das Sprachniveau einiger Figuren, nicht zuletzt auch des Protagonisten Caine, lässt teilweise extrem niedere Züge erkennen. Steht dahinter der Wunsch die Charaktere stärker zu überzeichnen?

CAINE wird oft wegen des Gebrauches von Kraftausdrücken angegriffen. Ich möchte es hier einmal deutlich sagen: Wer die Sprache in CAINE tatsächlich für niedrig, primitiv oder niveaulos hält, hat von Sprache, Hörspielen, Kunst und wahrscheinlich auch von Wein, Politik, Poesie, Fußball, vom Ficken und der Welt im allgemeinen keine Ahnung.
Man muß CAINE nicht mögen, die gewaltvolle Sprache kann abschrecken, viele Frauen sagen mir, dass ihnen CAINE zu hart sei, das kann ich gut verstehen. CAINE ist ein Männerstoff. Aber zu behaupten CAINE sei niedrig oder niveaulos ist genauso dumm, wie Comics von Miller, Filme von Tarantino, Musik von Greenday oder Lakritze niveaulos zu finden.
Ansonsten gebe ich zu, die sprachlichen Mittel, die ich in CAINE benutze dienen dazu, die Charaktere grotesker, eindringlicher zu gestalten, ich mache Hörspiele und keine Features;-)

Während die ersten beiden Folgen nach einem Exposee von Patrick Grieser entstanden zeigen Sie sich allein für die dritte Folge verantwortlich. Folge vier baut wiederum auf Griesers Romanheft auf. Was führte dazu, dass Sie die dritte Folge ohne Vorlage erstellten?

Ich bearbeite die Vorlagen von Patrick Grieser seit jeher sehr frei. Das Exposee zum dritten Teil gefiel Patrick im Nachhinein nicht mehr, so habe ich ein eigenes gemacht, das den von mir eingeschlagenen Weg einer schärferen Charakterzeichnung fortgesetzt hat. Manche finden den dritten Teil den bisher besten, manche den bisher schwächsten...es gibt auch Leute, die Schokolade nicht ausstehen können...Ich finde den dritten Teil sehr gelungen, Teil _04 treibt die Geschichte hochfrequent weiter, so denke ich ist das ein sehr gutes Doppel.

Musik und Soundeffekte sind im Rahmen der „Caine“ Hörspiele sehr hoch angesiedelt. Nachdem die ersten Folgen schon ansprechenden Sound aufgewiesen haben kommt nun noch die Musik von „MNEMIC“ hinzu. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Einer unserer „boys“, Fred, ist ein Metaller (Ich höre lieber Klassik). Der hat uns auf die Idee gebracht, zusammen mit Nuclear Blast, Deutschlands größtem Metal-Label mal gemeinsame Sache zu machen. Unsere gute Patricia hat dann ihre Kontaktfühlerchen ausgestreckt und prompt ergab sich eine der fruchtbarsten und angenehmsten Zusammenarbeiten der letzten Jahre. Vielen Dank noch mal an NB und Mnemic, die wirklich unglaublich gut sind.

Wie zu Beginn schon angesprochen sind die nächsten zwei Folgen schon für Herbst angekündigt. Gibt es einen Plan wie umfangreich die Serie werden soll oder bleibt dies offen und orientiert sich am Zuspruch der Hörer?

Die erste Staffel ist definitiv auf 10 Folgen ausgelegt, die werden in jedem Fall gemacht! Es gibt Ideen für eine zweite Staffel von ebenfalls 10 Folgen, wie, wo und wann diese produziert wird, entscheidet sich innerhalb der nächsten Monate.

„Caine“ entwickelt sich immer mehr zum Multimedia-Hörspiel-Projekt. Stand am Anfang die Hörspielfolge allein, kam schnell der Flashdownload und die eigene Homepage. Damit stellt sich abschließend die Frage: Was kommt noch?

Alles ist möglich und wird von uns in Betracht gezogen. Janet zuckt schon immer zusammen, wenn ich wieder einmal mit den Worten in ihrem Bürozimmer auftauche: „Ich hab’ da eine Idee...“ CAINE ist ein faszinierendes, modernes Szenario für nahezu alle multimedialen Bühnen und es macht schlank! Ansonsten planen wir für 2008 und 2009 schon intensiv und können noch einige Überraschungen versprechen. Übrigens kommen „Die schwarze Sonne“ III+IV  am 26. Juni und DRIZZT 4,5+6 am 24, August raus! Grüße aus Hamburg, bleibt uns treu und: LLL!

(Michael Brinkschulte, © 2007 Der Hörspiegel )